Mannheim: Das Protokoll vom Messerangriff auf Populist Stürzenberger (2024)

Mannheim – Am Anfang dachten die Menschen, sie würden einen Wahlkampf-Auftritt auf einem Marktplatz in Mannheim übertragen. Doch der 27 Minuten lange Livestream wurde zu einem Dokument des Grauens.

Die brutale Messerattacke auf Islam-Kritiker Michael Stürzenberger (59) bei einer Kundgebung der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) wurde minutiös mitgefilmt. Vier Minuten schlich der Attentäter um sein Opfer. Dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ zufolge handelte der Mann nach ersten Einschätzungen der Ermittler aus islamistischem Motiv. Nach BILD-Informationen soll es sich bei dem Messerstecher um den 25 Jahre alten Afghanen Sulaiman A. handeln.

Das Minuten-Protokoll

„Das Augen auf!-Team begrüßt euch aus Mannheim“ steht auf einer Texttafel, die das Bild zu Beginn verdeckt. Aktivisten räumen Schilder aus einem Lieferwagen, die Kamera schwenkt über den Platz.

2:45 Minuten. Erstmals hört man im Hintergrund Michael Stürzenberger sprechen. Er trägt sein Handy auf einem Selfiestick, filmt sich selbst. Er unterhält sich mit einem Helfer hinter dem Wahlkampfstand, sagt dann: „Wir sind auf einem ganz guten Weg. Wir brauchen Massen von Menschen.“ Ein Generator rattert.

4:45 Minuten: Stürzenberger verabschiedet sich von den Zuschauern an seinem Handy und wendet sich der anderen Kamera zu. Die Texttafel verschwindet. Der Islam-Kritiker sagt: „Herzlich willkommen bei ,Augen auf!‘ Wir sind hier auf dem Marktplatz. Wer in der Umgebung wohnt: Kommt her!“

6:53 Minuten: Ein Radfahrer hält an, begrüßt Stürzenberger per Handschlag. Weitere Besucher schütteln ihm die Hand. Im Hintergrund stehen vereinzelt Polizisten, die den Auftritt überwachen.

Immer wieder sticht der Angreifer auf Stürzenberger ein

9:05 Minuten: Links vom Wahlkampfstand taucht ein junger Mann im Bild auf. Er trägt Brille, Bart, Adidashose und Basecap, auf dem Rücken einen roten Rucksack. Er schlendert über den Marktplatz, bleibt vor einem Plakat der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) stehen. In weniger als vier Minuten wird er wie von Sinnen mit einem Messer auf Stürzenberger einstechen.

9:56 Minuten: Die Kamera zeigt wieder Stürzenberger, der Plakate aus dem Lieferwagen geholt hat. Drei Meter hinter ihm steht seelenruhig der Attentäter: in einer Hand ein Handy, die andere in der Hosentasche. Er liest die Parolen auf den BPE-Plakaten. Für einen Moment scheint er zu lächeln.

10:52 Minuten: Der Attentäter steht vor einem Plakat, auf dem steht: „Wir sind nicht gegen Moslems, sondern gegen den politischen Islam.“ Er scheint zu warten, schaut auf sein Handy. Stürzenberger hat ihm den Rücken zugewandt, ein Mann mit Ordner-Binde steht zwischen ihm und dem Attentäter.

12:31 Minuten: Plötzlich Geschrei! Jemand brüllt: „Hey!“, ein Lautsprecher kippt um. Die Kamera fährt zum Tumult. Stürzenberger und der Angreifer liegen am Boden, beide rappeln sich auf, der Attentäter stürmt wieder auf den rückwärts taumelnden Politiker zu, sticht mehrmals auf ihn ein.

Beide stürzen erneut. Ein Helfer eilt herbei, wird offenbar auch getroffen. Ein Mann mit Tarnjacke, Kapuze und Corona-Maske wirft sich auf den Attentäter, jemand brüllt: „Nimm ihm das Messer weg!“ Der blutende Stürzenberger schiebt den Angreifer mit den Füßen weg.

Attentäter rammt Polizist zweimal das Messer in den Hals

12:50 Minuten: Der Attentäter kann sich befreien und aufrappeln. Einem herbeigeeilten Polizisten, der sich in der völlig unübersichtlichen Situation über den verletzten Helfer gebeugt hat, rammt er das Messer zweimal von hinten in den Hals. Dann fällt ein Schuss, der Attentäter wird getroffen zu Boden geschleudert.

13:01 Minuten: Ein Polizist hat den Angreifer niedergeschossen, er windet sich auf dem Asphalt. Eine zweite Beamtin läuft mit gezogener Waffe herbei. Ihr verletzter Kollege kniet am Boden, hält sich die blutende Wunde im Nacken.

Immer mehr Beamte eilen herbei, versorgen den verletzten Polizisten, Stürzenberger, den Helfer und den Attentäter.

16:08 Minuten: Die erste Notärztin erreicht den Tatort in Baden-Württemberg. Sechs Polizisten knien um ihren schwer verletzten Kollegen, der viel Blut verloren hat. Ein Polizist drückt seinen Fuß auf eine stark blutende Wunde an Stürzenbergers Oberschenkel. Ein Kollege legt einen Druckverband an. Der Politiker ist ansprechbar, in stabiler Seitenlage unterhält sich mit einer Polizistin.

20:57 Minuten: Immer mehr Passanten haben sich versammelt, Dutzende Polizeiautos sind mit Blaulicht herbeigerast. Der erste Rettungswagen trifft ein.

Schnittverletzung im Gesicht und am Bein

25:30 Minuten: Die Polizei weist an, dass die Kamera aus dem Notfallbereich entfernt wird. „Die Kundgebung fällt heute und morgen aus“, sagt ein Mann mit Sonnenbrille. Eine Frau ergänzt, Stürzenberger habe eine Schnittverletzung im Gesicht und am Bein: „Er hat Glück, dass er nicht tot ist.“

Nach 27:03 Minuten bricht der Livestream ab.